Carlo Carra – Begräbnis des Anarchisten Galli

KUNSTDATING, Marcel Duchamp, Moderne Kunst - Die Malerei des 20. Jahrhunderts

Carlo Carrà führt uns zu einer „Malerei der Töne, Geräusche und Gerüche“, wie sein Manifest von 1913 tituliert ist. Er fordert hier die Abkehr vom „rechten Winkel“ und verlangt, „die Kugel, die rotierende Ellipse, den auf den Kopf gestellten Kegel, die Spirale und alle dynamischen Formen… die Echos der in Bewegung befindlichen Linien und Volumen“. Alle diese Elemente, so Carrà weiter, seien auch in seinem Bild „Begräbnis des Anarchisten Galli“ zu finden. Besonders über dieses Gemälde war in der ersten Futuristenausstellung 1912 in Paris heftig diskutiert worden, da es dem logischen Intellekt und der Klarheit der Formensprache einen „Wirbel von Empfindungen“ entgegenstellt.

Darüber hinaus gehört dieses Frühwerk zu den dramatischsten Kompositionen des Künstlers, der hier ein persönliches Erlebnis in dichten Bewegungsschüben und in einem heftigen rot-braunen Kolorit zusammenbindet. Über der in wechselnden Richtungen auseinanderjagenden Menschenmenge ragen Arme mit Fahnen und Stangen, die auch die glühende Sonnenscheibe bedrohen. Die Menschen haben sich zu einer ziellosen Masse zusammengeballt, durch die wie Blitze und Feuerzungen die roten Lichtbahnen zucken. Ereignisbild und Großstadtvision, Anarchie und Leidenschaft fallen hier in einmaliger Weise zusammen.

Carlo Carra, 1881-1966, Begräbnis des Anarchisten Galli, 1911
Öl auf Leinwand, 199 x 259 cm, New York, Museum of Modern Art

Auszug aus dem eBook:

Modere Kunst – Die Malerei des 20. Jahrhunderts

15,00 

E-Book Neuausgabe 2019 der Modernen Kunst des 20. Jahrhunderts – reich an Strömungen, Kunstrichtungen und Stilformen: Das vorliegende Werk entführt Sie in die Welt des Fauvismus, Expressionismus und Kubismus, der Pop-Art und Objektkunst bis hin zur der Malerei der Neuen Wilden.

Ebenfalls erhältlich bei:

eBooks die andere Kunden kauften

Interessante Beiträge

DAS ERSTE ABSTRAKTE AQUARELL von Wassily Kandinsky war der Durchbruch zur Gegenstandslosigkeit

DAS ERSTE ABSTRAKTE AQUARELL von Wassily Kandinsky war der Durchbruch zur Gegenstandslosigkeit

Das Erste abstrakte Aquarell von Kandinsky bedeutete für den Maler selbst einen Durchbruch zur Gegenstandslosigkeit. Es fällt in die Zeit, in der Kandinsky an seiner Schrift »Das Geistige in der Kunst« arbeitete bzw. sie eben fertiggestellt hatte, während Kandinskys Leinwandbilder der Jahre 1910/11 hingegen sämtlich noch gegenständliche Motive wie Berge, Bäume, Wege, Häuser, Tiere, Reiter, Männer oder die bekannte Kirche von Mumau enthielten.

DAME MIT HUT – Henri Matisse Bild von 1905 verursachte einen Sturm der Entrüstung, der Fauvismus war geboren

DAME MIT HUT – Henri Matisse Bild von 1905 verursachte einen Sturm der Entrüstung, der Fauvismus war geboren

Das Bild gehörte zu den Exponaten im Salon d’Automne von 1905, der Geburtsstunde des Fauvismus. Matisses Frau mit Hut, das ein Portrait seiner Frau zeigt, entfachte unter den Kritikern einen Sturm der Entrüstung. Der hymnische Überschwang der Farbe und der rigorose Bruch mit allen traditionellen Regeln der Bildgestaltung stießen auch bei einem großen Teil des Kunstpublikums auf Ablehnung; heute gilt das Bild als eines der berühmtesten Werke Matisses.