Surrealismus und Dadaismus

Er war der Sohn eines kubanischen Vaters, wurde in Paris geboren, wechselte aber ständig Wohnsitz und Freunde; anfänglich versuchte er sich im Impressionismus, malte dann eine Zeitlang kubistisch, 1909 bereits entstand sein Gemälde „Caoutchouc“, das als eines der ersten Zeugnisse einer nichtfigurativen Malerei gilt (das berühmte abstrakte Aquarell Kandinskys stammt aus dem Jahre 1910). Seine Gemälde um 1912 sind deutlich vom italienischen Futurismus beeinflusst. – 1915 trifft er in New York mit Marcel Duchamp zusammen und gründet mit diesem die dortige Dada-Gruppe. Er leistete sich ähnliche, gegen die gängige Auffassung von „Kunst“ gerichtete, provokative Akte wie Duchamp; so setzte er beispielsweise seinen Namen unter einen Tintenklecks und nannte das Ganze „Heilige Jungfrau“. Insgesamt jedoch blieb er spielerischer als Duchamp und gelangte daher auch nicht wie dieser an extreme Endpunkte seiner künstlerischen Entwicklung. Die Jahre von 1915 bis 1919, in denen zahlreiche „ironische Maschinen“ ähnlich den hier abgebildeten entstanden, gelten als Picabias „mechanische Periode“. Picabia feiert die Maschine hier nicht mit dem ernstgemeinten Enthusiasmus der Futuristen, er verwendet ihr Abbild vielmehr, um damit ironisch distanzierte Aussagen zu machen. Mit ihren rhythmischen Bewegungsabläufen, ihren sich einander nähernden und wieder voneinander entfernenden Funktionselementen, wird die Maschine für Picabia zum Symbol der erotischen und sexuellen Beziehungen zwischen Mann und Frau. Das Bild „Machine tournez vite“, das in der Vervielfachung der bewegten Elemente noch dem Futurismus nahesteht, verteilt die Rollen in eindeutig klassifizierender Weise: das große, langsam sich drehende Zentralrad (Nr. 1) = die Frau, das kleine, schnelle Rädchen (Nr. 2) = der Mann. – Die sich in einem perspektivisch verfremdeten Raum abspielende „Liebesparade“ verweist unter Zitierung maschineller Einzelteile eher allgemein auf das

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