Surrealismus und Dadaismus

die Phasen eines Bewegungsablaufs mit rhythmisch wiederkehrenden formalen Elementen sichtbar macht. Das Bild löste auf der „Armory Show“ in New York 1913 einen Skandal aus und wurde von den empörten Zuschauern fast zerstört. – Während jedoch der Eindruck dieser „Provokation“ noch vorwiegend auf das hinter der europäischen Kunstentwicklung nachhinkende Bewusstsein des New Yorker Publikums zurückgehen mag, war der Kunstskandal, den die Ausstellung von Duchamps erstem „Ready-Made“, dem auf einen Hocker montierten Rad eines Fahrrads auslöste, bewusst intendiert (vgl. Einleitung). „Ready-Mades“ im Bereich der zweiten Dimension sind auch die beiden auf dieser Seite gezeigten Beispiele. Duchamp bediente sich gerne bereits vorgefertigter Objekte, Reproduktionen etc., die er, einem „Einfall“ entsprechend, nur leicht veränderte; er wollte damit gezielt die traditionelle Auffassung von der Genialität des maltechnischen Könnens und der Einmaligkeit des künstlerischen Produktes ad absurdum führen. „Apolinere enameied“ war ursprünglich die Reklame einer Farbenfirma (Sapolin Enamel), Duchamp veränderte den Wortlaut durch Tilgung und Hinzufügung neuer Buchstaben, so wurde SAPOLIN zu APOLINÈRE, ENAMEL zu ENAMELED. Es entstanden dadurch neue Buchstabenkombinationen, die mehrere Interpretationen erlauben: das erste Wort bezieht sich offensichtlich auf den Dichter Apollinaire; das zweite Wort bedeutet zunächst einmal: mit Lackfarben bemalt; spricht man es französisch aus, legt die Klanggestalt sowohl die Wendung „un homme laid“ (ein hässlicher Mann) wie das Wort „un hommelet“ (ein Männchen) nahe. So gesehen handelt es sich um eine sehr zweideutige Hommage an Apollinaire. Das ein Bettgestell bemalende Mädchen kann im übrigen auch als Anspielung auf den malerischen Akt des „Kunstmalers“ gesehen werden, der – nüchtern, mit Duchamps

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